Kompositionen von Kai Schreiber kenne ich seit einigen Jahren. Gespielt habe ich die erste Ballade für Orgel, das Choralvorspiel ,Ein feste Burg‘, das humorvoll swingende ,Merry Christmas‘ und vor allem mehrfach die Sonata da chiesa für Flöte und Orgel, eines meiner absoluten Lieblingsstücke für die Besetzung Flöte und Orgel. Was fasziniert mich daran? Die Stimmungen des Chorals sind wunderbar getroffen, ohne dass es im strengen Sinn ein cantus firmus- oder Choraliter-Stück wäre. Zwischen Flöte und Orgel kommt es zu echten Dialogen. Das Stück ist modern - und doch so hingebungsvoll klanglich und melodiös - die Zuhörer mögen es! Es ist ,klassisch‘ in Form und Satztechnik, richtig gut gearbeitet - und stellenweise doch so leichtfüßig, wie improvisatorisch. Es gibt einige schöne Herausforderungen für die Spieler, und doch liegt es gut in der Hand - und im Ohr..."

Prof. Johannes Geffert

            [...] Dem stand auf seine Weise Kai Schreiber nicht nach, als er an der Orgel Johann Sebastian Bachs berühmte Passacaglia in c-Moll BWV 582 vortrug. Es war eine ganz überlegene, gelassene, freie Darstellung, die wunderbare lichte und weite Klangräume aufschloss und es dem Hörer ermöglichte, die Komplexität dieser Musik ganz aufzunehmen. Immer wieder delikate Klangkombinationen, etwa der ferne Pedalbass gegen das nahe, strahlende Rückpositiv. Immer wieder bezaubernd vibrierende Rhythmik. Und eine Innenspannung, die bis zum Schluss trug: ein reiner Genuss."

Die RHEINPFALZ   (20. 11. 2012)

            [...] Das Präludium in D von Dietrich Buxtehude strahlte und funkelte, dass es eine wahre Pracht war. Lebendig, abwechslungs- und klangfarbenreich, im Ablauf unbedingt plausibel: Schreiber spielt belebt, aber ohne Hektik, in überlegener Ruhe, phrasiert wunderschön plastisch und anschaulich. [...] In Buxtehudes Passacaglia in d öffnet er gleichsam einen weiten Raum, registriert überaus angenehm und lässt eigentlich jeden Ton zur Geltung kommen. Ein Stück, das viel zu schnell zu Ende ist. [...] Das einleitende Prélude [von Schreibers Suite op. 6] hat toccatenhaften Charakter. Die Musik hat Schärfen und Schroffheiten, ist aber gut anhörbar und niemals langweilig, und [...] bis zur fulminanten Schluss-Caprice perfekt zur Wirkung gebracht."

Die RHEINPFALZ   (19. 11. 2013)

            Ein tolles Werk unserer Zeit [...]"
(Sonata da chiesa für Flöte und Orgel)

Flöte aktuell   (Ausgabe 2/2015)

            Über Regers Memento für Orgel, op. 13
Es nötigt schon Respekt ab, wenn man sich – wie bei dieser Notenedition von Kai Schreiber geschehen – dem kompakt strukturierten und harmonisch überbordenden Schaffen Max Regers gekonnt von einer ganz lockeren, unbekümmerten, fast minimalistischen Art und Weise nähert. Vielleicht ist das aber auch die einzig sinnvolle Konzeption, ein Memento an jenen Komponisten mit seinen gigantisch angelegten Tonschöpfungen zu richten.

Kai Schreibers Orgelstück stellt sich im Prinzip als ein auf die Spitze getriebenes Ostinato dar, indem er die ersten acht Töne aus Regers Fantasie op. 135b, dort als acht 32stel-Noten notiert, als rhythmisch aufgelockerte und auf Achtel- bzw. Sechzehntel-Werte reduzierte Gruppen benutzt und durch das gesamte Stück führt. Damit erhält diese zum Ostinato mutierte Tonfolge einen jazzigen, fast popartig swingenden Anstrich. Zusätzlich provoziert Schreiber mittels eines bewusst in sich instabil gehaltenen Metrums. Mal sind es perfekte Drei- oder Viervierteltakte, mal weisen sie einen zusätzlichen Achtel- oder Sechzehntel-Notenwert auf. Insofern muss man sich als Spieler in diese spezielle Rhythmik erst einlesen und auch darauf einlassen.

Zudem befindet sich die ostinate Kopffigur ständig in Wandlung. Sie startet zunächst einstimmig, erhält aber im Verlauf einer großangelegten dynamischen Steigerung bis zum dreifachen Forte deftige Akkordauffüllungen. Dazu kommt eine ab und zu in den Vordergrund tretende Bassfigur im Pedal mit dem ersten Fugenthema aus Opus 135b. Zusätzlich tauchen in der linken Hand die markanten Eingangsakkorde von Regers Choralfantasie Wachet auf, ruft uns die Stimme, op. 52/2 auf, allerdings hier in d-Moll notiert. Nach üppigen Klangballungen und der wirkungsvollen Synthese dieser unterschiedlichsten thematischen Elemente mündet das Stück in eine finale, dynamisch absteigende Phase mit dem sich auflösenden und zerbröselnden ostinaten Material. Damit lässt Schreiber den Hörer fast ein wenig verdutzt zurück.

Zur Wiedergabe ist eine große sinfonische Orgel erforderlich, die – wie vom Komponisten in seiner Partitur gefordert – ein nahtloses Crescendo und Decrescendo ermöglicht. Dank eines klaren und sehr übersichtlichen Notendrucks dürfte das Studium von Kai Schreibers Memento keine unüberwindbaren Hürden aufbauen, obwohl das Stück dem Spieler schon einiges abverlangt. Es passt nicht zuletzt auch durch seinen Titel bestens zur Auflockerung und Abrundung in ein reines Reger-Programm."

Dr. Felix Friedrich   Organ-Journal für die Orgel (3/2018)

            Besprechung der CD „Flöte und Orgel“ mit Ulrike Friedrich und Johannes Geffert
„Die beiden ausladenden Neukompositionen für diese Besetzung von Kai Schreiber, seine Sonata da chiesa op. 1 und das Konzert für Flöte und Orgel op. 7, sind eine Entdeckung und lohnen schon allein deshalb den Erwerb dieser CD. Originell kommt diese Musik daher, egal ob Kai Schreiber sich in gemäßigter Moderne übt oder den einen oder anderen Cluster zulässt.“

Martin Köh   Ars Organi (März 2018)